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„Betrieb der Kläranlage auch in Extremsituationen sichern“

26.09.2025

Abwasserbetrieb der Stadt Rinteln stabilisiert und erhöht Ringwall um die Kläranlage – erster Bauabschnitt beginnt ab Oktober mit Rodungsarbeiten – Schutz vor Hochwasser und Starkregen

Rinteln. Die Rintelner Kläranlage bekommt 2026 einen verstärkten Hochwasserschutz: Der Abwasserbetrieb der Stadt Rinteln hat dafür jetzt den ersten Bauabschnitt eingeläutet. Ziel des Projekts ist es, den etwa 950 Meter langen Ringwall um 60 bis 80 Zentimeter auf eine Höhe von bis zu 2,55 Metern aufzustocken. Die Erhöhung ist entscheidend für den Schutz der Kläranlage vor dem Hintergrund zunehmender Starkregen- und Hochwasserereignisse. „Die Kläranlage gehört zur kritischen Infrastruktur. Es ist deshalb entscheidend, dass wir den Betrieb auch in Extremsituationen sicherstellen können“, unterstreicht Grit Seemann, Leiterin des Abwasserbetriebs der Stadt Rinteln.

Rodungsarbeiten starten

Ab dem 1. Oktober entfernen die Schaumburger Baum- und Umweltdienste Drinkuth aus Bückeburg im Zuge des ersten Bauabschnitts zunächst den Busch- und Baumbewuchs auf der 60 Jahre alten Verwallung. Damit bereitet die Fachfirma den Erdwall für die im ersten Halbjahr 2026 anstehenden baulichen Maßnahmen vor. „Um den Wall wie geplant stabilisieren und erhöhen zu können, müssen wir ihn vollständig freilegen. Stand heute ist er aufgrund des Pflanzenbewuchses kaum zugänglich,“ erklärt Diplom-Ingenieurin Grit Seemann. Das Entfernen des Baum- und Buschbestands sei aber nicht nur für die Bauarbeiten relevant. Zukünftig stelle es zudem sicher, dass der Damm auch auf lange Sicht robust bleibe und die Kläranlage zuverlässig schütze. Die Expertin führt aus: „Auf dem Damm wurzelnde Bäume und Büsche können bei Regen und Wind abknicken oder entwurzelt werden und diesen dadurch beschädigen. Das Freischneiden ist damit ein wesentlicher Sicherheitsaspekt, weshalb der Damm zukünftig unbepflanzt bleiben wird.“ Einschränkungen für den Verkehr entstehen durch die Fällarbeiten nicht, auch der Betrieb der Abfallwirtschaftsgesellschaft Landkreis Schaumburg (AWS) neben der Kläranlage läuft uneingeschränkt weiter.

Ersatzpflanzungen erfolgen parallel

In den kommenden Wochen schneidet die Fachfirma zunächst den niedrigen Bewuchs aus Büschen, Mitte Oktober folgen dann Baumfällarbeiten. Das Wurzelwerk wird erst im Zuge der eigentlichen Bauarbeiten im Jahr 2026 entfernt. Zeitgleich zu den Fällarbeiten kümmert sich der Abwasserbetrieb gemäß der naturschutzrechtlichen Auflagen um Ersatzpflanzungen in unmittelbarer Nähe der Kläranlage. „Die Wiederaufforstung an anderer Stelle ist für uns nicht nur eine behördliche Vorgabe, sondern eine Herzensangelegenheit. Wir ersetzen jeden gefällten Baum durch einen neuen“, sagt Grit Seemann. Beginnen wird der Abwasserbetrieb mit der Aufforstung südöstlich der Kläranlage auf einer unmittelbar angrenzenden freien Fläche. Der Wall bleibt dort in seiner jetzigen Form bestehen. Die an dieser Stelle gewachsenen Bäume können deshalb so beibehalten und um die neuen Bäume ergänzt werden, ohne die nachfolgenden Bautätigkeiten einzuschränken. Zukünftig ersetzt ein neuer Wall, der den aktualisierten Anforderungen entspricht, den alten Abschnitt des Walls im Schutzkonzept. Er wird auf dem Gelände der Kläranlage innerhalb des Ringwalls realisiert. Sind die Bauarbeiten im kommenden Jahr abgeschlossen, folgt die restliche Ersatzbepflanzung auf der Grünfläche unmittelbar außerhalb des stabilisierten Ringwalls.

Investition in die Betriebssicherheit

Dass es essenziell ist, den Damm zu stabilisieren und zu erhöhen, unterstreicht das folgende Szenario: Wird die Kläranlage überschwemmt, kann es dazu kommen, dass die dortigen Maschinen im Wert mehrerer Millionen Euro zerstört werden und der Betrieb der Kläranlage über Monate hinweg ausfällt. Die Folge: Der Abwasserbetrieb kann dann die Abwasserentsorgung für die Bürgerinnen und Bürger in Rinteln nicht länger gewährleisten. Das in Rinteln anfallende Abwasser könnte in diesem Fall nicht mehr über das Kanalsystem abgeführt werden und würde sich in der Stadt aufstauen. Erschwerend käme hinzu, dass sich Fäkalschlamm mit den Wassermassen auch im Umland ausbreiten würde. „Eine ernstzunehmende Gefahr für die Umwelt und Trinkwasserressourcen“, betont Grit Seemann. Damit es so weit nicht kommt, hat der Rat der Stadt Rinteln den Plänen des Abwasserbetriebs zur Prävention eines solchen Ereignisses am 31. August 2023 zugestimmt. Aufgrund von Verzögerungen bei der Gutachtenerstellung und dem Umstand, dass Rodungsarbeiten aus naturschutzrechtlicher Sicht jeweils nur von Oktober bis Februar umgesetzt werden dürfen, startet der Bau ein Jahr später als ursprünglich geplant. Insgesamt investiert der Abwasserbetrieb mit der Maßnahme knapp 1,2 Millionen Euro in die Betriebssicherheit der Kläranlage.

Bildunterschrift: Starkregen- und Hochwasserereignisse nehmen zu: Damit die Kläranlage auch in diesen Extremsituationen funktionsfähig bleibt, verstärkt der Abwasserbetrieb jetzt den 60 Jahre alten Schutzwall.

(Foto: Tobias Landmann, zum Abdruck frei)

Abwasserbetrieb der Stadt Rinteln

In Rinteln obliegt die Reinigung des Abwassers dem Abwasserbetrieb der Stadt Rinteln, seit 1996 wirtschaftlich selbstständig geführt als Eigenbetrieb. Mit der Betriebsführung sind die Stadtwerke Rinteln beauftragt. Die gründliche Reinigung benutzten Wassers ist ein wichtiger Beitrag für die langfristige Versorgung mit gesundheitlich einwandfreiem Trinkwasser. Das in der Kanalisation gesammelte Abwasser fließt in die Kläranlage. Dort wird es in mehreren technisch aufwendigen Stufen gereinigt, bevor es wieder in ein Gewässer eingeleitet wird. Zum Abwassersystem in Rinteln gehört ein gut 320 Kilometer umfassendes Kanalsystem, 14 Regenüberlauf- und Rückhaltebecken und eine moderne, hocheffiziente Zentralkläranlage. So wird der Strom für den Betrieb der Zentralkläranlage vor Ort in zwei Blockheizkraftwerken (BHKW) erzeugt, die mit Klärgas befeuert werden, das bei der Abwasserreinigung entsteht. Zu den Unternehmen der Stadt Rinteln gehören neben dem Abwasserbetrieb der Stadt Rinteln auch die Bäderbetriebe Rinteln GmbH, die Gemeinnützige Verwaltungs- und Siedlungsgesellschaft mbH und die Stadtwerke Rinteln GmbH. Weitere öffentliche Aufgaben zur Daseinsvorsorge und Lebensqualität der Stadt deckt der Unternehmensverbund durch zahlreiche Beteiligungen ab; so sind die Stadtwerke Rinteln etwa Gesellschafterin bei der Schaumburger Trinkwasser Verbund- und Aufbereitungsgesellschaft mbH. Die Stadtwerke Rinteln sind die kaufmännische Klammer des gesamten städtischen Verbunds; auf diese Weise werden Synergien gehoben und die Effizienz erhöht.

 

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Sarah Albrecht

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